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Von Mozart zu Maschine: Komponiert KI die Hits von morgen?

Mozart und KI - geht das?Bei YouTube und auf vielen anderen Musik- und Streamingplattformen werden immer mehr Songs vorgestellt, die mit künstlicher Intelligenz erzeugt wurden. Einige davon klingen tatsächlich gar nicht so übel und man muss schon genau hinhören, um noch einen Unterschied zu "menschlicher Musik" feststellen zu können.

Unter anderem sind ein paar Funk & Soul-Nummern zu hören, die schon verdammt nach Motown klingen. Wie ist der aktuelle Stand der Entwicklung von KI-erzeugter Musik? Was sind die angesagten Tools und wo geht die Entwicklung hin? Brauchen wir überhaupt noch Musiker, Arrangeure und Komponisten? Für die einen öffnet sich bei dem Gedanken eine Tür zu einem wahrhaft virtuellen Tonstudio, bei anderen stellen sich die Nackenhaare auf. Und klar: Die Musikindustrie hat schon ganz große Dollarzeichen in ihren Augen.

Man kann es nicht mehr leugnen, die Entwicklung von KI-erzeugter Musik ist faszinierend und schreitet rasant voran.

Die Anfänge:

Schon in den 1950er Jahren experimentierten Forscher mit computergenerierten Melodien. Damals klangen die Ergebnisse noch wie der Soundtrack eines billigen Videospiels - piepsig und roboterhaft. In den 1980er Jahren machte die Entwicklung von Synthesizern, Samplern und anderen elektronischen Instrumenten rasante Fortschritte, das Datenübertragungsformat MIDI wurde erfunden und die Musikproduktion verlagerte sich immer mehr auf den Computer. Auch Speicherformate verbesserten sich und Ende der 80er konnten dann auch endlich echte Audiospuren auf Computern aufgenommen, bearbeitet, synchronisiert und gespeichert werden. Viele Pop-Songs aus dieser Zeit wären ohne entsprechendes Equipment überhaupt nicht denkbar. Aber künstliche Intelligenz war das noch nicht.

Der Durchbruch:

Mit der Entwicklung von Machine Learning und neuronalen Netzwerken machte die KI-Musik in den letzten Jahren einen Quantensprung. Plötzlich konnte die KI nicht nur Noten aneinanderreihen, sondern auch Stil, Emotionen und sogar die Eigenheiten bestimmter Künstler nachahmen. Dazu braucht man natürlich die entsprechenden Werkzeuge und Sprachmodelle (LLMs). Und mit denen sind mittlerweile erstaunliche Kreationen möglich.

Die angesagten Tools:

  • AIVA (Artificial Intelligence Virtual Artist): Komponiert klassische und filmische Musik.
  • Amper Music: Erzeugt maßgeschneiderte Musik für Videos und Werbung.
  • OpenAI's MuseNet: Kann verschiedene Musikstile und Instrumente imitieren.
  • Google's Magenta: Ein Open-Source-Projekt mit verschiedenen musikalischen KI-Tools.
  • Jukebox von OpenAI: Kann sogar Gesang imitieren!

Diese Werkzeuge sind wie musikalische Zauberlehrlinge - sie lernen ständig dazu und überraschen immer wieder mit ihren Kreationen.

Wo geht die Entwicklung hin?

Die Zukunft der KI-Musik klingt vielversprechend (das Wortspiel ist beabsichtigt). Experten erwarten:

  • Noch realistischere Imitationen menschlicher Stimmen und Instrumente.
  • KI-Komponisten, die individuelle Musikvorlieben erkennen und maßgeschneiderte Songs produzieren.
  • Interaktive Musik, die sich in Echtzeit an die Stimmung oder Aktivität des Hörers anpasst.
  • KI-gestützte Musiktherapie, die personalisierte Klänge zur Stressreduktion oder Konzentrationssteigerung erzeugt.
  • Brauchen wir noch menschliche Musiker?

Viele Musiker, Komponisten und Arrangeure werden jetzt nervös - und das nicht ganz zu unrecht: Werden Kunstschaffende bald überflüssig?

Wir meinen: Im Augenblicvk besteht noch kein Grund zur Panik. Auch wenn KI-Musik beeindruckend ist, hat sie (noch) ihre Grenzen:

  • Emotionale Tiefe: KI kann Emotionen imitieren, aber (noch) nicht wirklich fühlen. Die Lebensgeschichte eines Blues-Musikers oder die Leidenschaft eines Rockstars lässt sich nicht so einfach programmieren - oder künstlich imitieren.
  • Kreativer Funken: KI ist großartig darin, bestehende Stile zu imitieren und zu mischen. Aber bahnbrechende neue Genres oder revolutionäre Sounds? Da haben menschliche Künstler noch die Nase vorn.
  • Live-Performance: Ein KI-Algorithmus mag tolle Musik machen, aber er wird kaum eine Menge zum Toben bringen oder spontan mit dem Publikum interagieren.
  • Menschliche Verbindung: Viele Fans lieben Musik nicht nur wegen der Klänge, sondern auch wegen der Persönlichkeiten dahinter. Die Geschichten, Interviews und das Charisma von Rock- und Pop-Stars zieht Millionen Fans weltweit in ihren Bann - das lässt sich nicht so einfach "nachbauen".

Doch nicht nur in der Pop-Musik gibt es versuche, erhabene Klänge künstlich zu erzeugen. So wurde z.B. auch versucht, Beethovens unvollendete 10. Sinfonie  zu vollenden - und das hat sogar funktioniert.

An seiner 10. Sinfonie arbeitete Ludwig van Beethoven bis zu seinem Tod im Jahre 1827, doch das Werk wurde nie zu Ende geschrieben. Alles, was Beethoven hinterließ, waren einige musikalische Fragmente, Skizzen und Notizen. Schon 2019 wurde tatsächlich ein Team aus Musikwissenschaftlern, Komponisten und KI-Experten zusammengestellt, um diese Sinfonie zu vollenden. Sie nutzten eine KI, die mit Beethovens gesamtem Werk und Stil "gefüttert" wurde.

Und was ist "hinten" rausgekommen? Nun, das ist tatsächlich eine Frage der Perspektive:

  1. Technisch gesehen: Ja, es hat funktioniert! Die KI hat tatsächlich eine vollständige Sinfonie produziert, die am 9. Oktober 2021 in Bonn uraufgeführt wurde.
  2. Musikalisch gesehen: Die Meinungen gehen auseinander. Einige Kritiker fanden, dass die Musik durchaus "Beethoven-esk" klang. Andere argumentierten, dass ihr die Tiefe und Genialität fehlte, die Beethovens Werke auszeichnen.
  3. Philosophisch gesehen: Kann man wirklich sagen, dass dies Beethovens 10. Sinfonie ist? Oder ist es eher eine KI-Interpretation dessen, was hätte sein können?

Alles in allem ist das ganze Projekt ein faszinierendes Experiment, welches zeigt, wie weit KI in der Musikproduktion gekommen ist. Gleichzeitig wirft es tiefgreifende Fragen über Kreativität, Urheberschaft und die Natur des künstlerischen Schaffens auf.

Stellen wir uns vor, wir hätten eine Zeitmaschine und könnten Beethoven diese KI-Version vorspielen. Was würde er wohl dazu sagen? Würde er beeindruckt sein? Oder würde er brummend zurück an sein Klavier gehen, um zu zeigen, wie man "richtig" komponiert?

Eines ist sicher: Dieses Experiemnt hat gezeigt, dass KI ein wirklich mächtiges Werkzeug in der Musik sein kann – aber auch, dass der menschliche Touch in der Kunst noch lange nicht ersetzbar ist.

Ob Mozart oder Maschine - die Musik der Zukunft wird wohl eine Symphonie aus menschlicher Kreativität und künstlicher Intelligenz sein. KI mag die Noten setzen, aber es ist der menschliche Geist, der ihnen Seele einhaucht. In dieser digitalen Komposition sind wir alle Dirigenten unseres eigenen Klangerlebnisses, wenn wir solche Werkzeuge benutzen. Die Frage ist nicht, ob KI Hits komponieren kann, sondern wie wir dieses neue Instrument in unserem großen Orchester der Kreativität einsetzen. Die Musik spielt weiter – eine aufregende Melodie der Zukunft!

01.07.2024

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