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Facebook buhlt mit neuen Funktionen um die Generation Z

Neue Funktionen bei FacebookSchon länger hat Facebook den Nimbus eines Rentnernetzwerks. Tatsächlich sind auf der Plattform immer mehr ältere Nutzer unterwegs, was niemanden verwundern sollte, denn nicht wenige sind bereits seit 10 - manche sogar seit 15 Jahren und länger dabei. Wie unsereins beispielsweise.

Wie das IT-Magazin TechCrunch schreibt, möchte Facebook nun mehr jüngere Nutzer für sein soziales Netzwerk gewinnen, damit diese ihre Zeit nicht mehr mit TikTok, Instagram und anderen sozialen Apps verbringen. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Muttergesellschaft Meta am Freitag verschiedene Anpassungen angekündigt. Diese beinhalten unter anderem eine stärkere Fokussierung auf lokale Gemeinschaftsinformationen, Videoinhalte und Facebook-Gruppen. Zusätzlich sollen anderen  Facebook-Dienste wie Meta AI, Facebook Dating und Messenger Updates mehr Bedeutung erhalten.

Im Mittelpunkt der Neugestaltung von Facebook steht hauptsächlich die Erweiterung von Unterhaltungsfunktionen – ein Schritt, der etwa Apps wie TikTok Paroli bieten soll. Darüber hinaus konzentrieren sich die Änderungen auf praktischere Angebote, die Facebook seinen Nutzern innerhalb lokaler Gemeinschaften bereitstellt. Die Plattform entwickeltz sich u.a. auch immer mehr zu einem wichtigen Kommunikationszentrum für lokale Gruppen, zum Beispiel im Umweltbereich. Aufgrund des Klimawandels ist davon auszugehen, dass Umwelt- und Klimagruppen künftig häufiger entstehen werden, daher erhalten Gruppenfunktionen eine deutliche Aufwertung.

Die angekündigten Anpassungen erfolgen zu einer Zeit, in der die Marke Facebook an Bedeutung verliert, übrigens war das schon einer der Gründe, warum sich das Unternehmen vor drei Jahren in META umbenannt hat. Seinerzeit sollte der Fokus von der zentralen sozialen Anwendung auf das Metaverse verlagert werden. Die Facebook-Nutzerbasis ist schlichtweg älter geworden, während sich nur wenige jüngere Personen anmelden, um eine neue Generation von Nutzergruppen aufzubauen. Dies trifft besonders auf die USA zu. Laut dem Pew Research Center nutzen heute lediglich 33 % der US-Teenager Facebook, verglichen mit 71 % im Jahr 2014.

Dennoch verbreiten die META-Manager Zuversicht, denn es wurde festgestellt, dass junge Erwachsene, insbesondere im Alter von 20 Jahren, die Plattform für ganz bestimmte Funktionen wie Facebook-Gruppen und den Marketplace nutzen. Die New York Times hob sogar den Marketplace als ein Beispiel dafür hervor, wie die jüngere Generation Facebook eher als Plattform für preisbewusste Geschäfte und weniger für soziale Interaktionen nutzt.

Die geplanten Anpassungen sollen diese Entwicklungen nutzen, indem sie Facebook für Nutzer attraktiver gestalten, die sich mit ihrer lokalen Gemeinschaft verbinden oder unterhalten lassen möchten, anstatt ein rein auf Freundschaften fokussiertes soziales Netzwerk zu sein.

Neue Funktionen bei Facebook

Zunächst bringt Facebook einen neuen Tab namens „Lokal“ ein, der lokale Inhalte aus Bereichen wie Marketplace, Gruppen und Events in einem einheitlichen Bereich bündelt. Nutzer finden dort beispielsweise Aktivitäten in ihrer Nähe, lokale Gruppen, die Artikel zum Verkauf oder kostenlos anbieten, Empfehlungen für neue Hotspots in ihrer Nachbarschaft und mehr. Dieser Tab wird zunächst in ausgewählten US-Städten im Rahmen einer Testphase verfügbar sein, darunter Austin, New York City, Los Angeles, Washington D.C., Chicago, Charlotte, Dallas, Houston, San Francisco und Phoenix.

Über die Registerkarte „Lokal“ hinaus wird das lokale Umfeld eines Nutzers auch auf andere Weise hervorgehoben. Im Facebook-Feed (ehemals News Feed) des Nutzers erscheint ein neuer Bereich, der durch Wischen zugänglich ist und interessante Beiträge sowie Informationen aus der Region zeigt. Dazu zählen beispielsweise lokale Events, Facebook-Gruppen aus der Umgebung, bemerkenswerte Persönlichkeiten oder Unternehmen in der Region, Artikel, die auf dem Marketplace angeboten werden, und vieles mehr.

Das Netzwerk fügt zudem eine neue Registerkarte namens „Erkunden“ hinzu, die sich auf personalisierte Empfehlungen fokussiert. Dieser Bereich wird durch einen Algorithmus unterstützt, der nicht nur unterhaltsame Inhalte anzeigt, sondern auch solche, die mit den Interessen der Nutzer verbunden sind, selbst wenn diese sehr spezifisch sind. Laut Facebook finden Nutzer hier beispielsweise Ratschläge für ihre erste Auslandsreise, Heimwerkerideen zum Wiederverwenden von Möbeln oder Laufgruppen für Marathontraining – um nur einige Beispiele zu nennen. Die Registerkarte „Erkunden“ wird in der neu gestalteten App ebenfalls eine herausragende Position einnehmen. Sie wird die fünfte Schaltfläche in der unteren Navigationsleiste in der iOS-App (oder der oberen Leiste der Android-App) sein und sich mittig in der App befinden.

Beim Klicken darauf öffnet sich eine Seite, die durchaus Ähnlichkeiten zu Pinterest oder dem von ByteDance entwickelten Instagram/Pinterest-Wettbewerber Lemon8 aufweist, der durch seine Werbeinhalte auf TikTok gerade bei jüngeren Nutzern immens an Beliebtheit gewonnen hat. Die Seite wird in zwei Abschnitte aufgeteilt sein: einen „For You“-Feed und einen Bereich mit dem Fokus auf „Nearby“ (lokale Inhalte). Auch dieser Tab wird zunächst nur in ausgewählten US-Städten im Rahmen einer Testphase verfügbar sein.

Im Bereich Unterhaltung wird die Registerkarte „Video“ auf Facebook in den nächsten Wochen überarbeitet, um einen bildschirmfüllenden Videoplayer bereitzustellen, der es den Nutzern erlaubt, Kurz-, Lang- und Live-Videos an einem zentralen Ort zu konsumieren. Das Unternehmen betont, dass dadurch Videoinhalte eine zentrale Rolle auf Facebook einnehmen werden, was die hohe Nutzung von Videos durch jüngere Nutzer widerspiegelt. Laut Facebook verbringen junge Erwachsene rund 60 % ihrer Zeit in der App mit dem Ansehen von Videos, und über die Hälfte von ihnen schaut täglich Reels.

Auch Facebook Events und -Gruppen erhalten Updates. Facebook Events wird verbessert, indem den Nutzern eine wöchentliche sowie eine Wochenendübersicht über bevorstehende Veranstaltungen basierend auf ihren Interessen bereitgestellt wird. Die werden den Nutzern auch über Facebook-Benachrichtigungen zugestellt. Darüber hinaus können Nutzer nun ihre Instagram-Follower zu Facebook-Veranstaltungen einladen sowie Einladungen per SMS und E-Mail an Personen verschicken, die gar kein Konto auf Facebook haben (ich sehe deutsche Datenschützer schon wieder Pirouetten drehen!).

KI ist überall

Zudem sollen neue KI-basierte Funktionen für Facebook-Gruppen bereitsgestellt werden. Das „Group AI“-Feature unterstützt Gruppenmitglieder dabei, Antworten auf Fragen zu finden – einschließlich solcher, die bereits gestellt wurden. Dadurch wird eines der größten Probleme für Gruppenadministratoren gelöst, nämlich dass neue Mitglieder häufig identische oder ähnliche Fragen stellen. Die Funktion muss vom Gruppenadministrator aktiviert werden, der dann eine chatähnliche Oberfläche bereitstellt, auf der Mitglieder Fragen stellen und mit relevanten Gruppenbeiträgen verknüpft werden können. Der entsprechende Testlauf findet derzeit in den USA und Kanada statt.

Gerade das Gruppen-Update richtet sich an die kommende Generation, da Gruppen mittlerweile 1,8 Milliarden Nutzer ansprechen und monatlich 25 Millionen öffentliche Gruppen aktiv sind, erklärt Meta. Neben der verbesserten Auffindbarkeit von Gruppeninhalten auf individueller Gruppenebene werden die Suchergebnisse von Facebook auch Gruppeninhalte in einem Bereich namens „Was Menschen in Gruppen sagen“ zusammenfassen.

Gleichzeitig will Facebook Online-Dating-Funktionen etablieren, da Standalone-Dating-Apps nicht sehr beliebt sind. Daher wird Facebook Dating eine „Matchmaker“-Funktion einführen, mit der bis zu fünf Freunden potenzielle Matches für den Nutzer durchsehen können. Das Unternehmen erklärt, dass diese Funktion entwickelt wurde, weil die Zahl der Facebook-Dating-Konversationen unter jungen Erwachsenen in den USA und Kanada im Vergleich zum Vorjahr um 24 % gestiegen ist. Nimm das Tinder!

Weitere KI-Updates und neue Funktionen für Messenger

Insgesamt sollen die Anpassungen bei Facebook das Netzwerk für eine jüngere Generation von Nutzern attraktiver gestalten, die die Plattform anders nutzen als die jungen Erwachsenen, die in ihrer Jugend beigetreten sind und jetzt die ersten grauen Haare bekommen. Dazu gehört auch die massive Implementierung neuer Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI).

So wird die von Meta entwickelte KI-Funktion „Imagine Yourself“ zur Erstellung von Bildern in den Facebook-Feed, in die Stories sowie die Profilseite des Nutzers eingebunden. Darüber hinaus werden KI-basierte Zusammenfassungen von Kommentaren eingeführt, die in öffentlichen Gruppen, auf Facebook-Seiten und in den Eingabemasken bei Content-Erstellern angezeigt werden.

Neu ist ebenso eine Notiz-Funktion des Messengers, die es ermöglicht, den aktuellen Status in einer Sprechblase über dem Profil zu teilen. Eine Erinnerungsfunktion („Memories“) des Messengers, mit der Fotos aus früheren Chats angezeigt werden können, wird ebenfalls bald eingeführt. Außerdem erhält Messenger eine neue Community-Funktion, vergleichbar etwa mit einer WhatsApp-Gruppe, die es den Nutzern erlaubt, sich über gemeinsame Interessen zu vernetzen. Diese Communities werden eine Alternative zu Facebook-Gruppen darstellen und einen teilbaren QR-Code für den Beitritt beinhalten.

Und als ob das noch nicht reicht, wird auch noch ein neues Monetarisierungsprogramms für Content-Ersteller eingeführt, dass dabei helfen soll, aus verschiedenen Inhaltsformaten auf Facebook mehr Einnahmen zu generieren. Alle geplanten Änderungen zielen letztlich darauf ab, Facebook für die nächste Generation von Nutzern ansprechender zu gestalten und die Nutzung des Netzwerks über verschiedene Altersgruppen hinweg zu stärken. Wann die Neuerungen auch nach Europa insbesondere nach Deutschland ausgerollt werden, steht noch nicht fest, doch all zu viel Zeit wird sich META nicht lassen, wenn die derzeitigen Tests in den USA erfolgversprechend enden.

Foto: META

08.10.2024

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