Aktuelles

Großer Bruder würde gerne mithören

Großer Bruder hört mitDie Datenflut, die von sogenannten Smart-Home-Geräten erzeugt wird, weckt seit jeher Begehrlichkeiten. Doch nicht nur Hersteller hören mit, was im Dunstkreis von Alexa, Echo, Siri, Google Assistant & Co gesagt wird - auch die Politik möchte gerne Daten abschöpfen, um diese dann im erkennungsdienstlichen Tagesgeschäft auswerten zu können. Natürlich soll die Kollektion, die Sichtung und die Auswertung der Daten durch die Behörden nur nach richterlicher Anordnung erlaubt sein, aber jeder, der die Entwicklung der letzten Jahre beobachtet hat weiß, dass die Übergänge zwischen "erlaubt" und "notwendig" gerne mal als fließend betrachtet werden.

So wagten die Innenminister der Bundesländer von CDU und SPD einen entsprechenden Vorstoß. Es wäre doch zu schön, wenn man die Datenfülle der Sprachassistenten vor Gericht verwenden könnte. Eine derart lautende Beschlussvorlage kommt zumindest aus dem Innenministerium Schleswig-Holsteins und soll der Innenministerkonferenz, die vom 12. bis zum 14. Juni tagt, vorgelegt werden.

"Die aufgezeichneten Metadaten haben eine immer größere Bedeutung für die Gefahrenabwehr, zur Terrorbekämpfung und zur Aufklärung von Kapitalverbrechen." so der Gedanke. Klar, denn IS-Konferenzen und Cum-Ex-Absprachen finden natürlich immer im Beisein von Alexa und Siri statt.

Die Überwachung der Geräte ist für Schlapphüte aller Art extrem verlockend. Zum einen sind die permanent mit dem Internet verbunden, zum anderen sammeln die Sprachassistenten immer mehr Daten, die auch für Ermittlungsbehörden von Nutzen sein können - zumindest wenn man der Privatsphäre der Überwachten überhaupt keinen Stellenwert mehr zumisst.

Medienberichten zufolge haben sich die Innenminister von SPD und CDU bereits darauf verständigt, den Vorschlag des schleswig-holsteinischen Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) wohlwollend prüfen zu wollen. Datenschützer und Privacy-Experten schlagen naturgemäß die Hände über dem Kopf zusammen und haben massiven Widerstand gegen derlei Vorstöße angekündigt.

Mit Sprachassistenten können User per Sprachbefehl Internetrecherchen oder Online-Einkäufe initiieren oder Musik von einer Streaming-Plattform abspielen. Zudem geht der Trend in die Richtung, dass immer mehr Haushaltsgeräte oder Smart-Home-Steuerungen Sprachbefehle entgegennehmen oder gleich mit einem Sprachassistenten vernetzt sind. Dazu müssen die Geräte natürlich ununterbrochen online sein. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass die meisten der Geräte auch im Schlafmodus "mithören", mehr noch: Mitarbeiter der Hersteller sichten ausgewählte Sprachnachrichten, beispielsweise um die Systemgenauigkeit zu verbessern. Es scheint, dass sich die Innenminister von diesem Kuchen ein dicke Scheibe herunterschneiden wollen.

05.06.2019

RSS Newsfeed
Alle News vom TAGWORX.NET Neue Medien können Sie auch als RSS Newsfeed abonnieren, klicken Sie einfach auf das XML-Symbol und tragen Sie die Adresse in Ihren Newsreader ein!