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Auch Google lauscht mit
Viel Schimpf und Schande ist vor ein paar Wochen über Amazon ausgegossen worden. Es hatte sich herausgestellt, dass Mitarbeiter des Konzerns Sprachbefehle von Alexa-Nutzern mithören und dass darüber hinaus die Möglichkeit besteht, dass Gespräche im Raum mitgehört werden können. Neuland-Politiker und Datenschützer hierzulande bekamen Schnappatmung und forderten weitreichende Gegenmaßnahmen, die Nutzer selber zeigten sich eher desillusioniert, manche erstaunt, aber den meisten scheint es ohnehin egal gewesen zu sein. Das Geschacher mit Userdaten hat ohnehin ein gigantisches Ausmaß erreicht - und an dem sind keinesfalls nur die großen Internet-Konzerne beteiligt.
Nun hat es die Mutter aller Suchmaschinen erwischt: Auch Google hört Sprachbefehle und Sprachaufzeichnungen mit.
Bei Sprachassistenten wie Alexa, Siri, Assistant & Co. gibt es offenbar nur gut und böse. Die einen können nicht mehr ohne und bestellen jede Pizza über das kleine Helferlein. Anderen kommt das Tool nicht ins Haus und diese Klientel befürchtet Verwanzungen wie zu finstersten Stasizeiten.
Letztere scheinen gerade Recht zu behalten - denn nun wurde auch bei Google ruchbar, dass Mitarbeiter bewusst Sprachaufzeichnungen mit hören. Und dass scheinbar nicht nur, wenn der Dienst gestartet wurde.
Wie schlimm ist es denn nun wirklich? Klar, der Assistant wird mit "Ok, Google" in den Arbeitsmodus versetzt, Sprachbefehle müssen deutlich vernehmbar ankommen - dann können die von Google angeforderten Aktionen folgen. Aber will den eventuell später folgenden Familenstreit in breitestem Schwäbisch wirklich jemand in der Google-Entwicklungsabteilung mithören? Es scheint zu reichen, dass die Möglichkeit besteht - Google versichert schon einmal beflissen, dass man sich nicht für die Inhalte der aufgezeichneten Sprachfragmente interessiert. Vielmehr sollen Aufzeichnungen und Archivierungen dazu beitragen, die Spracherkennung zu verbessern und dafür müssen sie nun einmal analysiert werden. Google selbst spricht in einer Stellungnahme von lediglich 0,2 % der aufgezeichneten Daten. Zudem weise der Konzern in seinen Richtlinien ausdrücklich darauf hin, dass von Google selbst oder von Google beauftragten Partnerunternehmen Spracheingaben und- aufzeichnungen anonymisiert und ausgewertet werden.
Wieder einmal zeigt sich, dass das Thema Datenschutz eben nicht die höchste Priorität in amerikanischen Tech-Konzernen hat. Das betrifft zum einen das wohl technisch notwendige - aber eben nicht wirklich offen kommunizierte Mithören der technischen Mitarbeiter. Hier besteht eindeutig Nachholbedarf. Andererseits muss sich Google aber auch die Frage gefallen lassen, wie persönliche Daten von Google-Nutzern in die Hände von Journalisten geraten konnten - hier scheint ein mindestens genau so großer Handlungsbedarf zu bestehen. Das Newsportal VRT NWS hatte sich kritische Daten verschafft und darüber berichtet.
Nach eigenen Angaben ist Google nicht "evil", unterstellen wir also erst einmal keine bösen Absichten. Wenn Google, Amazon und Apple ihre Sprachassistenten verbessern und weiterentwickeln wollen, müssen Analysen und Tests mit Live-Daten möglich sein. Allerdings sollten hier europäische Datenschutzrichtlinien als Vorbild gelten, die besagen, dass die Nutzer umfassend über den Umgang mit ihren personenbezogenen Daten informiert werden - und dem auch zustimmen müssen.
12.07.2019
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