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Provinzposse: Multichannel-Händler in Kleinstädten verlieren den Anschluss
Viele Inhaber kleiner Ladengeschäfte haben in den letzten Jahren versucht, sich mit einem Online-Shop ein zweites Standbein zu schaffen, um Rückgänge aus dem Ladengeschäft digital zu kompensieren. Das ist in vielen Fällen ordentlich nach hinten losgegangen, wie der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) herausgefunden hat.
Demnach sank von 2017 bis 2019 die Zahl der Kunden, die innerhalb der letzten 7 Tage in einem Onlineshop eines stationären Händlers gekauft haben, von 18,9 auf 13,1%. Bemerkenswert an diesen Zahlen ist, dass der Rückgang im ländlichen Raum und in den Kleinstädten bis 50.000 Einwohnern deutlich stärker ausfällt als in Mittel- und Großstädten. Andererseits verzeichnen die großen Handelsplattformen nach wie vor enorm steigende Umsätze, der interaktiven Handel wird in diesem Jahr um 8,6 Prozent auf rund 73,95 Mrd. Euro wachsen. Eine Entwicklung, die an den kleinen Geschäftsinhabern weitgehend vorbei läuft.
Auch der Verkauf über Plattformen wie beispielsweise Amazon oder inländische Portale wie schuhe.de oder schuh24.de bringen vielen Händlern kaum meßbare Erfolge, so die Branchenzeitschrift TextilWirtschaft.
"Der Multichannel-Händler braucht Exzellenz auf allen Kanälen, um die Sichtbarkeit trotzt des Sortimentsnachteils gegenüber Plattformen und möglicherweise einem Rückzug aus der Fläche zu erhalten“, so der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) Martin Groß-Albenhausen. "Entscheidend ist, jetzt richtig zu investieren: in die Menschen, aber auch in die Systeme sowie in neue Geschäftsmodelle".
Und genau da liegt bei Klein- und Kleinsthändlern der Hund begraben. Ein Online-Shop ist schnell aufgesetzt, die meisten Tools gibt es gratis. Viele Ladeninhaber präsentieren sich schon mit einer Wordpress-Seite - also wird eben noch ein WooCommerce Online-Shop oben drauf installiert. Und selbst die Produktfotos werden noch selber geknippst, das Online- und Social-Media-Marketing wird an den Lehrling oder die Praktikantin ausgelagert. Wenn dann Kunden und Interessenten tatsächlich bestellen, sind das eher Zufallstreffer - aber so werden eben keine nennenwerten Online-Umsätze generiert.
Was dem Einzelhandel fehlt sind nicht originelle Produkte oder niedrige Preise - sondern schneidige Online-Marketing-Konzepte und tragfähige Kooperationen mit Produzenten, Lieferanten, Händlern und Agenturen. Ja, und dafür muss auch ein wenig Geld in die Hand genommen werden - Werbung findet heute eben nicht mehr im Telefonbuch statt sondern auf einer Vielzahl digitaler Kanäle und Plattformen. Genau dort wird Sichtbarkeit, Reichweite und Reputation generiert - und damit Kunden. Ohne diese Erkenntnis kann es keinen erfolgreichen Online-Handel neben dem Ladengeschäft geben - ohne diese Erkenntnis wird das Ladensterben in den Boulevards der Kleinstädte weitergehen.
11.09.2019
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