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Dorles Visionen werden wahr: Lilium plant weitere Finanzierungsrunde für Flugtaxis
Was wurde Dorothee Bär seinerzeit ausgelacht, als sie andeutete, dass auf dem Dach des Münchner Bahnhofsneubaus durchaus ein paar Stellplätze für "Flugtaxis" eingeplant werden sollten. Dabei ist die Idee so schlecht nicht: Auf den Straßen in Großstädten und auf den großen Transitstraßen ist aufgrund der chronischen Überlastung kaum noch flüssiger Verkehr möglich - elektrische, luftgestützte Kleintransporter könnten ein Weg sein, die Verkehrssituation in Ballungsgebieten zu entschärfen. Und das auf umweltfreundliche Art und Weise.
Inzwischen ist die Realität an den Visionen der Staatsministerin für Digitalisierung vorbeigezogen - gleich mehrere hochkarätige Firmen (Kitty Hawk, eHang, Joby, Porsche, Boeing) planen und realisieren Luftfahrzeuge, die im städtischen Nahverkehr zum Einsatz kommen sollen. So auch ein Unternehmen, welches direkt vor der Münchner Haustür in Oberpfaffenhofen ansässig ist. Dort plant die Firma Lilium eine weitere Finanzierungsrunde einzuleiten - bei der rund eine halbe Milliarde Dollar für die Entwicklung der fliegenden Kleinwagen eingesammelt werden soll. Und die Chancen dafür stehen gar nicht einmal so schlecht.
Sollten die Geldgeber überzeugt werden können, wäre das das bisher größte Fundraising in diesem Segment.
Große Namen - großes Geld
Lilium hat bereits engagierte und finanzstarke Investoren hinter sich. Die Liste liest sich wie das Who is Who der Venture-Kapitalisten: Neben dem chinesischen Internet-Giganten Tencent zählt Atomico zu den Geldgebern und die haben bisher bereits 100 Millionen Dollar in das Luftfahrtunternehmen gesteckt. Weitere Untersützer sind Obvious Ventures, LGT und Freigeist. Nicht wenige der VCs sind von Gründern von Internet-Riesen ins Leben gerufen worden (Niklas Zennström - Skype, Ev Williams - Twitter) - die ihr Geld in zukunftsträchtige Technologien investieren. Auch Frank Thelen - vielen bekannt aus der "Höhle des Löwen" gehört zu den potenziellen Geldgebern. Hinter den großen Namen stehen meist noch größere Fonds, die ein prall gefülltes Portemonnaie ihr eigen nennen.
Lilium selbst ist im Silicon Valley unterwegs, um mögliche Investoren zu überzeugen.
Die durchaus beachtlichen, bisher eingeworbenen Finanzmittel sind bei weitem nicht ausreichend, um das Projekt bis zur Marktreife voranzutreiben. Denn es geht nicht nur darum, neuartige Flugzeuge zu entwickeln und zu bauen, sondern sie auch in Flotten zu betreiben sowie Infrastruktur und Services wie Transport- und Taxidienste zu etablieren, so Lilium-Gründer und Geschäftsführer Daniel Wiegand.
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Es ist etwas mehr als zwei Jahre her, dass Lilium mit ein paar Partnern begann, Volocopter zu bauen. Teilweise mit im Boot sind Branchenriesen wie Uber und etablierte Luft- und Raumfahrtunternehmen wie Airbus oder Boeing. Seither haben die Unternehmen, die Technik und Dienstleistungen für die neuen Flugtechnologien entwickeln, erhebliche Fortschritte gemacht. Anfang des Jahres hatte Lilium bereits den ersten erfolgreichen Flug eines neuen, fünfsitzigen Vertikalstart- und Landefahrzeugs (eVTOL) gemeldet.
Das neue Luftfahrzeug von Lilium soll eine Höchstgeschwindigkeit von 300 Stundenkilometern erreichen und eine Reichweite von 300 Kilometern besitzen - damit wäre es in der Lage, weitaus längere Strecken als die Konkurrenz zurückzulegen. Das sei zum Teil darauf zurückzuführen, dass es in Form eines kleinen Düsenflugzeugs gebaut wurde, anstatt Form und Mechanik von Drohnen oder Hubschraubern nachzuahmen, so Lilium. Das Festrumpfdesign des Flugzeugs bedeute einen leichteren und besser steuerbaren Auftrieb, zudem könne der Leistungsbedarf der 2.000 PS starken Elektromotoren gesenkt werden. "Diese Effizienz, die mit dem Energieverbrauch eines Elektroautos über die gleiche Entfernung vergleichbar ist, bedeutet, dass das Flugzeug nicht nur in der Lage wäre, Vororte mit Innenstädten und Flughäfen mit Hauptbahnhöfen zu verbinden, sondern auch erschwingliche Hochgeschwindigkeitsverbindungen in ganzen Regionen zu liefern", so Lilium in einer Erklärung.
Lilium entwickelt auch die logistischen Komponenten zum Betreiben neuer Flug-Services. So gründete das Unternehmen eine Software-Firma in London, die die Flottenmanagement-Software und die Mobilfunkanwendungen entwickeln soll, die Kunden benötigen, um beispielsweise Transportdienstleistungen zu bestellen und zu bezahlen.
Zukunftsmusik
Klar ist auch, die Flugtaxibauer sind mit Problemen und Schwierigkeiten konfrontiert, die z.B. herkömmliche Autobauer nicht oder nur teilweise haben. Zum einen ist ein teurer und zeitaufwändiger Zulassungs- und Regulierungsmarathon durchzustehen. Zum anderen müssen sich die neuen Luftfahrzeuge in die bereits bestehende Flugsicherungsinfrastruktur integrieren lassen - wo lokale und nationale Behörden ohnehin mit einem immer voller werdenden Flughimmel zu kämpfen haben.
All das kostet jede Menge Geld. Unmengen davon. Dabei sind 500 Millionen wahrscheinlich nur der nächste Tropfen auf dem heißen Stein. Doch der ist gut investiert, wie wir meinen. Und Dorle Bär freut sich ganz sicher auch.
Foto: Lilium
11.10.2019
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