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Sie können es einfach nicht lassen
Immer wieder wird großen Unternehmen nachgewiesen, dass sie Gelder am Fiskus vorbeischleusen. Zwar wird in den USA Steuerbetrug wesentlich massiver bestraft, als das in Europa der Fall ist - bei gefüllter Kriegskasse muss sich aber auch dort meist kein großes Unternehmen in seiner Existenz bedroht fühlen. Zudem sind viele Steuertricks mit Offshoregeschäften nicht wirklich illegal - gewissermaßen eine Einladung für finanzstarke Unternehmen, kreativ zu werden.
Nun ist Walmart, eines der größten Handelsunternehmen weltweit, in den Blickwinkel der Behörden geraten, nachdem Whistleblower interne Dokumente öffentlich zugänglich gemacht hatten, die von einem ehemaligen Walmart Executive stammen sollen - und bereits seit 2011 dem Internal Revenue Service (IRS) vorliegen.
So soll Walmart fast 200 Millionen Dollar an Steuern vermieden haben, indem die Firma auf verschlungenen Wegen Einkünfte von Luxemburg an die Vereinigten Staaten über das Vereinigte Königreich leitete. Dabei sind offenbar Zahlungen in europäischen Steuerparadiesen gewaschen, gespült, geföhnt und getrocknet worden - ohne das den US-Steuerbehörden anzuzeigen. Insgesamt soll sich Walmart so über die Jahre Steuervorteile von fast 600 Millionen Dollar ergattert haben.
Walmart selbst leugnet bislang jegliches Fehlverhalten. "Die uns zur Kenntnis gebrachten Transaktionen wurden dem IRS angemessen gemeldet und von ihm geprüft", sagte ein Sprecher in einer per E-Mail versandten Erklärung. "Die Steuerjahre, die diese Angelegenheit abdecken, wurden vom IRS vor mehr als sieben Jahren abgeschlossen." Allerdings gab der Sprecher auch in dieser Erklärung keine Auskunft, ob das Unternehmen dem IRS ausdrücklich mitgeteilt hat, dass das Geld aus Luxemburg und nicht aus dem Vereinigten Königreich stamme.
Schon seit einiger Zeit wird das Image von Walmart immer wieder durch Steuerbetrugs- und Bestechungsaffären ramponiert. Erst im Juni hatte sich der US-Einzelhandelskonzern gegen eine Geldauflage von 282 Millionen US-Dollar eines Rechtsstreits mit der Börsenaufsicht und dem Justizministerium entledigt. Es ging um Korruption im Ausland. Walmart wurde von den Behörden vorgeworfen, Bestechungsgelder von Regierungsbeamten durch Tochtergesellschaften in Brasilien, China, Indien und Mexiko entgegengenommen zu haben. Seither bemüht sich das Unternehmen immer wieder, sein Image aufzupolieren und sich als "gute Firma" zu profilieren.
Walmart betont immer wieder, dass das Unternehmen ein "robustes Programm" habe, um die Einhaltung der Steuervorschriften sicherzustellen. Dabei werde mit internen und externen Steuerexperten sowie einer externen Anwaltskanzlei zusammengearbeitet. "Das IRS hat sogar ein Büro vor Ort bei Walmart, welches das ganze Jahr über voll besetzt ist. Durch unsere Teilnahme am IRS Compliance Assurance Process Programm führen wir offene und transparente Diskussionen und tauschen proaktiv Informationen über bedeutende Unternehmenstransaktionen aus, sobald sie stattfinden, einschließlich dieser Transaktionen, die uns zur Kenntnis gebracht wurden", sagte das Unternehmen in einer Erklärung. Walmart nimmt seit 2005 am freiwilligen Compliance-Programm teil.
Investigativen Journalisten liegen allerding Dokumente vor, die belegen, dass das Unternehmen dem Staat bis zu 2,6 Milliarden Dollar an Steuern schulden könnte, die durch die Schaffung einer "fiktiven" chinesischen Einheit vermieden wurden. Und schon im Jahr 2015 behauptete ein Bericht der "Americans for Tax Fairness", dass Walmart möglicherweise Vermögenswerte im Wert von mindestens 76 Milliarden Dollar in Steueroasen platziert hat - in denen es überhaupt keine Einzelhandelsgeschäfte der Firma gibt. Das entspricht 37% des damaligen Gesamtvermögens von Walmart. Natürlich betreitet das Unternehmen vehement derartige Berichte.
Ob die in den Whistleblower-Dokumenten beschriebenen Transaktionen illegal sind oder sich noch im Rahmen von US-Steuergesetzen bewegen, muss nun wieder einmal von den US-Behörden akribisch und zeitintensiv geprüft werden. Gleichwohl geben diese Vorgänge einen Einblick in die Vorgehensweise weltweit agierender Unternehmen, die kreative Offshore-Tricks anwenden, um ihre Steuerzahlungen zu senken - die dann dem Gemeinwohl eben nicht mehr zur Verfügung stehen.
Insgesamt haben US-Multis Ende 2017 etwa 1 Billion Dollar in Offshore-Gesellschaften ausgelagert, so die US-Notenbank. Giganten wie Apple und Microsoft verbuchen dreist, aber legal, Gewinne in europäischen Steueroasen wie z.B. in Irland. Walmart, die 2018 einen Jahresumsatz von 551 Milliarden Dollar eingefahren haben, hat seit 2014 jedes Jahr die Fortune Global 500 übertroffen. Die Eigentümer der Firma, die Familie Walton - angeblich die reichste Familie der Welt - sollen ihr Vermögen täglich um 100 Millionen Dollar aufstocken.
02.12.2019
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