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Geballtes Wissen für alle - Wikipedia wird 20

Es ist noch gar nicht so lange her, da musste man ein paar Kubikmeter Brockhaus-Lexikon im Regal stehen haben, um auf das Wissen der Welt zurückgreifen zu können - und um als belesen zu gelten. Alle paar Jahre gab es sogar ein Master-Update, wer es sich leisten konnte, stellte sich einfach die neue Totholz-Ausgabe in den Bücherschrank.

Das ging über Jahrzehnte und Jahrhunderte so, der erste Brockhaus erschien im Jahre 1808 - so lange, bis Wikipedia kam. Und die hat die in Stein gemeißelten Institutionen der Enzyklopädien schlichtweg überflüssig gemacht. Heute sieht man die in Leder gebundenen Bücherrücken höchstens noch zu Dekorationszwecken im polierten Chippendale-Bücherschrank versnobter Anwaltskanzleien. Oder auf Bücherflohmärkten, wo die gewichtigen Bände für ein Trinkgeld verhökert werden.

Natürlich gab es auch schon vor der Wikipedia nicht nur wuchtige Lexika-Printausgaben. Bereits in den 80ern wurden elektronische Nachschlagewerke publiziert, wie die Academic American Encyclopedia - die via CompuServe abgerufen werden konnte. Oder später die Encyclopaedia Britannica und die Microsoft Encarta, die auf CD-ROM ausgeliefert wurden. Die war dann schon recht preiswert im Computerfachhandel zu haben, die Encyclopaedia Britannica schlug immerhin noch mit 1200 Dollar zu Buche, wenn man sie nicht zur gedruckten Ausgabe hinterhergeworfen bekam.

Im Jahr 2000 stellten die Internet-Unternehmer Jimmy Wales und Larry Sanger die Website "Nupedia" online, zunächst mit überschaubarem Erfolg. Das änderte sich erst, als Wales und Sanger das Wiki-Prinzip einführten, bei dem die Nutzer der Seite unmittelbar selbst Änderungen an den eingetragenen Texten und Medien vornehmen konnten. Der 15. Januar 2001 gilt somit als der Geburtstag der Wikipedia, die seither zur mit Abstand größten Online-Enzyklopädie herangewachsen ist. Sie wird überwiegend von ehrenamtlichen Autoren geschrieben, die Kosten für den Server-Betrieb werden durch Spenden an die Betreiber-Stiftung gedeckt, die gemeinnützige Wikimedia Foundation.

Immer wieder wurde die fachliche Zuverlässigkeit der Wikipedia in Frage gestellt. Tatsächlich gab es in Einzelfällen Fehler und Manipulationen, die jedoch von der Wikipedia-Community schnell erkannt, aufgedeckt und revidiert wurden. Zahlreiche Studien bestätigen zudem, dass die Fehlerrate der Wikipedia vergleichbar mit der in traditionellen Enzyklopädien ist. Insgesamt gilt die Wikipedia heute als anerkannte Quelle für vertrauenswürdiges Wissen.

Das gespeicherte Wissen ist riesig und Wikipedia kann von sich behaupten, den Zugang zu diesem Wissen revolutioniert zu haben. Insgesamt ist die Anzahl der verfügbaren Artikel auf knapp 54 Millionen angestiegen. Mittlerweile gibt es das Online-Lexikon in 285 Sprachen. Naturgemäß liegen die englischsprachigen Einträge vorn, aber auch die deutschen Einträge haben mittlerweile die Marke von 2,5 Millionen überschritten. Die deutsche Wikipedia wird pro Monat 1 Milliarde mal aufgerufen. 3,5 Millionen freiwillige Autoren sorgen weltweit dafür, dass in der Wikipedia fundierte Artikel, Medien und Sachverhalte zu finden sind - gerade in Zeiten von "Fake-News" ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Herzlichen Glückwunsch zum 20. Geburtstag, Wikipedia!

15.01.2021