Aktuelles

Mega-Flop: De-Mail wird abgeschaltet

Mega-Flop: De-Mail wird abgeschaltetNachdem sich in den letzten zwei Jahren schon jede Menge Firmenkunden vom E-Mail-Verschlüsselungsdienst De-Mail verabschiedet haben, schaltet nun auch die Deutsche Telekom den Service für die eigenen Kunden endgültig ab. In einem Jahr soll Schluss sein. Alternativen zur verschlüsselten Behördenkommunikation sind nicht in Sicht, es ist zu befürchten, dass viele ihr eigenes Süppchen kochen oder dass die Nutzerkonten von anderen Anbietern übernommen werden.

Außer Spesen nix gewesen. De-Mail war vor 10 Jahren ein gehyptes Projekt der Bundesregierung unter der Federführung des Innenministeriums - und sollte die sichere und vertrauliche Kommunikation mit Unternehmen und Behörden gewährleisten. Allerdings hatte der Dienst von Anfang an mit Akzeptanzschwierigkeiten zu kämpfen - inzwischen wird De-Mail wohl kaum noch benutzt. Auch nicht von Privatkunden, obwohl deren Accounts sogar kostenfrei waren.

Sogar ein eigenes Gesetzeswerk gab es für den Dienst, nämlich das "De-Mail-Gesetz" - darin wurden Behörden verpflichtet, entsprechende Angebote bereitzustellen und Zugänge einzurichten. Dem sind jedoch gerade in den Anfangsjahren nur Wenige nachgekommen, daher haben sich gerade Privatnutzer gelangweilt abgewendet. Dabei hätte das System durchaus zum Standard avancieren können, wenn man es denn richtig gemacht hätte. Auch schien die vielbeschworene Sicherheit nicht das gewesen zu sein, was die Macher versprochen hatten. Schon fühzeitig warnte beispielsweise der Chaos Computer Club vor eklatanten Mängeln beim Datenschutz und nannte das Projekt "Bullshit made in Germany". Auch Telekom-Chef Tim Höttges echauffierte sich Anfang des Jahres über die De-Mail und natte den Dienst "überkompliziert".

Mittlerweile hat alleine die Telekom hunderte Millionen Euro Verlust mit dem Dienst eingefahren und spricht folgerichtig von "Unwirtschaftlichkeit". Die Anzahl der Geschäftskunden lag lediglich im 5-stelligen Bereich. Zudem läuft ein Rahmenvertrag mit dem Bundesinnenministerium aus, also nutzt die Telekom die Gelegenheit und "macht die Flocke".

Im August 2022 sollen die Postfächer von Firmenkunden abgeschaltet werden, einen Monat später sind die Privatkunden dran. Bei anderen Anbietern, wie z.B. 1&1, will man an der De-Mail festhalten.

Für die Bundesregierung ist die De-Mail-Abschaltung bei der Telekom ein weiteres Digitalisierungs-Fiasko. Und davon gab es in der Amtszeit von Angela Merkel gleich mehrere.

Bezeichnend für den Mißerfolg ist auch, dass De-Mail-Kunden per Briefost über die Abschaltung informiert werden sollen.

Foto: Pixabay (CC0)

01.09.2021

RSS Newsfeed
Alle News vom TAGWORX.NET Neue Medien können Sie auch als RSS Newsfeed abonnieren, klicken Sie einfach auf das XML-Symbol und tragen Sie die Adresse in Ihren Newsreader ein!