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Menlo Park down

Menlo Park down - Totalausfall bei FacebookWas klingt, wie ein Action-Reißer aus Hollywood ist gestern tatsächlich eingetreten: Facebook hatte einen Total-Blackout und war für knapp 8 Stunden nicht zu erreichen. Ebenso betroffen waren die Facebook-Ableger Instagram und WhatsApp. Summa Summarum konnten rund 3 Milliarden Menschen bei einer weltweiten Störung nicht auf Zuckerbergs soziale Netze zugreifen.

Aber auch intern schien die Kacke am Dampfen gewesen zu sein. Wie gut informierte Kreise haben verlautbaren lassen, waren auch interne Kommunikationsnetze betroffen. So hatten Facebook-Techniker keinen Zugriff mehr auf die firmeneigene Router-Struktur, selbst E-Mails konnten nicht mehr versendet werden. Wie es heißt, haben auch Schließmechanismen an Bürotüren versagt, die den Zugang zu Räumen versperrten, in denen Techniker dringend benötigt gewesen wären. Die Kommunikation sei teilweise nur noch über Dienste von Mitbewerbern wie Linkedin, Zoom oder Discord möglich gewesen.

Wie ein Facebook-Sprecher gegenüber der New York Times sagte, musste am Ende zu ungewöhnlichen Maßnahmen gegriffen werden, damit die Dienste ab etwa Mitternacht wieder schrittweise zugeschaltet werden konnten. Ein kleines Team von Spezialisten wurde in das firmeneigene Rechenzentrum im kalifornischen Santa Clara geschickt, um die betroffenen Server mit einem "manuellen Reset" neu zu starten.

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Auf Twitter und anderen Plattformen gab es viel Spott und Häme von der Konkurrenz, aber auch von Künstlern und Showgrößen. Selbst Edward Snowden meldete sich zu Wort, um auf Facebook- und WhatsApp-Alternativen hinzuweisen, die über weniger Defizite bei Sicherheit und Datenschutz verfügten.

Facebook versucht indes, die Wogen zu glätten. Der Totalausfall sei nicht auf einen Hackerangriff zurückzuführen, beteuert ein Facebook-Sprecher, Nutzerdaten seien nicht kompromittiert worden oder gar an die Öffentlichkeit gelangt. Man wisse inzwischen, dass es sich um einen technischen Fehler gehandelt habe, so schreibt es der Konzern auf einem seiner Blogs. Offenbar sind Router ausgefallen, die den Datenverkehr zwischen Facebooks Rechenzentren koordinieren, darauhin sei die Kommunikation zwischen den Rechenzentren zusammengebrochen. Durch den Ausfall von Teilen auch der internen Systeme, habe es länger gedauert, das Problem einzugrenzen - und zu lösen.

Schon seit längerer Zeit muss sich Facebook gegen harsche Kritik zur Wehr setzen. Zudem musste der Konzern wegen Datenschutzverstößen und zugelassener Manipulationen empfindliche Strafen bezahlen. Facebook-Gründer und CEO Mark Zuckerberg wurde schon mehrmals nach Washington beordert, um vor Untersuchungsauschüssen Rede und Antwort zu stehen. Bisher hat das höchstens dem Ruf seines sozialen Netzwerks geschadet, finanziell lief allerdings alles weiterhin blendend. Das könnte sich ändern, wenn die Werbekunden von solchen Eskapaden die Nase voll haben. Der Zusammenbruch gestern könnte dazu ein ganzes Stück beitragen.

Vor allem hat der Vorfall gezeigt, dass auch milliardenschwere Hightech-Unternehmen nicht vor Totalausfällen gefeit sind. Und manchmal sind es die kleinen, unscheinbaren Fehler, die ein ganzes weltweites Netzwerk lahmlegen können.

Und nun stellen wir uns mal vor, es wäre nicht "nur" ein schnödes soziales Netzwerk gewesen, sondern ein (atomarer) Energieversorger, ein staatliches Institut oder ein Medizinverbund.

Foto: Brett Sayles

05.10.2021

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