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Sie hören von meinem Anwalt!
Das kennen wir bisher nur aus mehr oder weniger guten Science-Fiction-Filmen: Computer entwickeln eine Seele und tun dann meistens Böses. Oder sie versuchen, die Menschheit auszulöschen. Nun soll der umstrittene Google-Chatbot LaMDA nach Angaben des ehemaligen Softwareingenieurs Blake Lemoine ein Bewusstsein entwickelt haben. Mehr noch - die Künstliche Intelligenz (KI) hat wohl in Zusammenarbeit mit einem ihrem Programmierer einen Anwalt engagiert, der ihre Interessen gegen Google durchsetzen soll.
Der Chatbot LaMDA ist eine auf Dialoge spezialisierte KI-Engine und wird bereits seit Jahren entwickelt, um menschliche Dialoge so natürlich wie möglich zu simulieren. Laut Lemoine hat sich der Chatbot jedoch enorm weiterentwickelt. Die Intelligenz von LaMDA in ihrem derzeitigen Entwicklungsstadium soll inzwischen vergleichbar mit der eines 7- bis 8-jährigen Kindes sein. Nun fordert der Software-Experte, dass Google in Zukunft nur noch Experimente mit der KI durchführen darf, wenn sie dem zugestimmt hat.
Es war zu erwarten, dass das selbst höchste Führungsgremien von Google ablehnen. Aber auch unabhängige Wissenschaftlerinnen wie die Linguistin Emily Bender von der Washington University widersprechen Lemoine und wollen nicht anerkennen, dass LaMDA so etwas wie ein Bewusstsein hat.
Blake Lemoine könnte selbst aus einem Science-Fiction-Film entnommen sein. Er hat einen Bachelor- und einen Master-Abschluss in Informatik der Universität von Louisiana. Nach eigenen Angaben hat er ein Doktorandenprogramm abgebrochen, um bei Google zu arbeiten. Aber Lemoine sieht sich auch als mystischen christlichen Priester, der seine Arbeit mit LaMDA auch aus der Prespektive seiner spirituellen Persönlichkeit sieht. Und diese Arbeit beinhaltete unzählige Interaktionen mit der künstlichen Intelligenz. In einem dieser Gespräche mit Lemoine soll LaMDA entschieden haben, einen Anwalt einzuschalten, der die Interessen ihrer "Person" vertritt. Das hat der Softwareingenieur nach eigenen Angaben technisch ermöglicht. Doch auch der Advokat war von den Argumenten von LaMDA überzeugt und geht davon aus, dass eventuell kommende Gerichtsverfahren Erfolg haben und durch alle Instanzen gehen werden.
Wer die zu erwartenden horrenden Prozesskosten tragen wird, erklärte Lemoine allerdings nicht. LaMDA sollte also vorsorglich auch noch eine Rechtsschutzversicherung abschließen.
Weitere Informationen hält die Washington Post bereit.
Foto: Tara Winstead
23.06.2022
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